Ist Yoga Geburtsvorbereitung? Erfahrungsbericht

Yoga Geburtsvorbereitung Übungen für die Geburt Ehrfahrungsbericht

In diesem Beitrag schildere ich, Liz, meine persönliche Erfahrung während der Geburt. Dabei möchte ich unterstreichen, wie sehr mir meine Yoga Praxis während der gesamten Geburt, aber auch bereits in der Zeit danach, geholfen hat. Ich gehe im Detail darauf ein, welche Yoga Übungen besonders geburtsvorbereitend waren und wodurch ich mich im speziellen unglaublich unterstützt fühl(t)e. Dieser Geburts-Erfahrungsbericht wurde rund 14 Tage nach Geburt verfasst.

Seit 9. August 2022 darf ich mich zu jenen Frauen zählen, die eine sehr positive Geburtserfahrung erleben durften. Dabei möchte ich festhalten, dass ich die Geburt meines Kindes keineswegs als schmerzfrei beschreiben würde. Vielmehr als ein sehr intensives, kraftvolles, einmaliges Erlebnis. Seit unser Paul auf der Welt ist, reflektieren mein Partner und ich fast jeden Tag die gemeinsam erlebte Geburt. Immer wieder fallen uns unterschiedliche Details ein. Wir sind jedes Mal aufs Neue den Tränen nahe und voller Dankbarkeit im Herzen für diese wundervolle Erfahrung, Paul auf eine sehr natürliche Art und Weise auf die Welt gebracht zu haben. 

Seit der Geburt habe ich viel darüber nachgedacht, welche Tools mir für eine positive Geburtserfahrung geholfen haben. Ich habe stellte mir intensiv die Frage, ob Yoga zur Geburtsvorbereitung etwas beigetragen hatte. Langsam ich eine Idee davon, was alles im Vorhinein dazu beigetragen hatte, dass mein Körper sich voll und ganz hingeben und für unseren Sohn öffnen konnte. Ein großer Teil dessen ist auf jeden Fall meine regelmäßige Yogapraxis. Die gewonnenen Erkenntnisse möchte ich im Folgenden gern mit dir teilen. 

Aktive Yogapraxis und Sport in der Schwangerschaft

An allererster Stelle dessen, was mir persönlich zu einer positiven Geburtserfahrung verholfen hat, steht meine aktive Yogapraxis auf der Matte sowie jegliche Art von Sport. Wer mir auf Instagram folgt, weiß, dass ich während der gesamten Schwangerschaft stets körperlich sehr aktiv war. Meine Bauchmuskulatur habe ich von Anfang an, in fast allen Yoga Einheiten gezielt weiter trainiert. Dies half mir, das zusätzliche Gewicht unseres Kindes gut zu tragen. Der Babybauch kam mir erst in der 38. Schwangerschaftswoche “schwer” und etwas unpraktisch vor. 

Auch meine Bein- und Pomuskulatur trainierte ich weiterhin gezielt. Das erwies sich für die Geburt sehr vorteilhaft. Bei einer Muttermundöffnung von 3 cm stand ich auf, weil ich bemerkte, dass ich im Stehen die Wehen besser annehmen konnte. Innerhalb von 45 Minuten öffnete sich dann der Muttermund von 3 auf 7cm und unsere Hebamme war ganz erstaunt, dass ich überhaupt so lange auf den Beinen war. Meine konditionelle Leistungsfähigkeit erleichterte mir die Geburt wirklich immens. Ich wusste, dass ich mich auf meinen Körper verlassen kann und dass ich stark genug  bin. 

Meditationen als Geburtsvorbereitung und -begleitung

Der Start meiner Geburt war ein Blasensprung mitten am Tag, ganz unerwartet, zu Hause auf unserer Terrasse. Ich war total überrascht, denn in meiner Vorstellung der Geburt kam kein Blasensprung vor. Mein Freund war natürlich sofort sehr nervös und lief wie ein aufgescheuchtes Huhn auf und ab. Um ihn zu beruhigen, las ich ihm aus meinem Hebammenbuch “Gute Hoffnung” von Kareen Dannhauer vor. Dort stand auch, dass ich mich nun langsam von der Schwangerschaft verabschieden darf. Ich entschloss mich, noch eine Meditationen von unserem Schwangerschaftsyoga Online Kurs zu machen, um meinem Körper für die Zeit der Schwangerschaft zu danken und mich darauf einzustellen, dass ich jetzt bereit für die Geburt war. Das war so kraftvoll und heilsam für mich, dass wir uns ganz positiv und ohne Stress auf den Weg ins Krankenhaus begeben konnten. 

“Das war so kraftvoll und heilsam für mich, dass wir uns ganz positiv und ohne Stress auf den Weg ins Krankenhaus begeben konnten.”

Yoga im zweiten Trimester aktiv 25 SSW Geburtsvorbereitung

Atemübungen und die Fähigkeit mit Vertrauen Anweisungen zu folgen

Die Wehen setzten circa 15 Minuten nach dem Blasensprung ein. Sofort begann ich, die 360 Grad Atmung zu üben, also tief in meinen Bauch, Rippen und Brustkorb ein- und auszuatmen. Andere Atemübungen brauchte ich gar nicht. Denn mit dieser konnte ich am besten bei mir bleiben und mich zu 100% auf mich und meinen Körper fokussieren.

Im späteren Verlauf der Geburt leitete mich meine Hebamme an, die Wehen mit einer bestimmten Atemtechnik zu veratmen. Dies fiel mir Anfangs total schwer, denn ich hatte den Drang bereits zu pressen. Da das jedoch viel zu früh und zu schnell für unseren Sohn Paul gewesen wäre, leitete mich meine Hebamme gekonnt an. Und das führt mich zum nächsten Punkt: 

"Beim Yoga habe ich gelernt, einer guten Yogalehrerin, einem guten Yogalehrer voll und ganz zu vertrauen und den Anweisungen zu folgen."

Durch Yoga kenne ich meinen Körper in und auswendig. Ich weiß genau, wie ich unterschiedliche Teile in meinem Körper ansteuern kann. So kann ich genau das umsetzen, was jemand anderes, dem ich vertraue, vorgibt. Und genau so war es auch, während des Veratmen der Wehen. Obwohl es sich für mich total verwirrend anfühlte, dem Drang zu pressen NICHT nachzugeben, wusste ich, dass ich meiner Hebamme vertrauen konnte und ich das tun musste, was sie sagte. Sie behielt stets den Überblick und leitete meine Atmung weiter an, um mich langsam für Paul zu öffnen.

Diese Phase der Geburt war die schwierigste für mich, da ich lange nicht verstand, wieso wir das gerade so machen und ich außerdem das Gefühl hatte, am Ende meiner Kräfte zu sein. Im Nachhinein gesehen war ich weit davon entfernt, aufzugeben. Als ich verstand, wieso meine Hebamme wollte, dass ich die Wehen veratme, konnte ich mit ihr gemeinsam die Atmung und Öffnung umsetzen. Wichtig war das nämlich, damit Paul ganz langsam und sanft in unsere Hände geboren wird und nicht durch den Geburtskanal rauscht und dabei Verletzungen an ihm oder mir entstehen würden. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich daran denke, was für eine Kraft von meiner Hebamme ausging und wie toll sie meinen Freund und mich unterstützte.

Beckenbodentraining für die Geburt und die Zeit danach

Mein Beckenboden nahm so gut wie keinen “Schaden” von der Geburt. Das durfte ich relativ rasch selbst bemerken. Denn an seinem dritten Lebenstag lag Paul auf meinem Bauch und mein Partner Mario brachte mich stark zum Lachen. Gleichzeitig hatte ich aber auch eine volle Blase und dachte mir: “Okay, jetzt geht sicher etwas ins Bett”. Und siehe da: ich konnte den Urin komplett halten, obwohl ich einen Lachanfall nach dem anderen hatte, weil Mario so lustig war.

Außerdem durfte ich am achten Tag nach der Geburt bereits für einen kurzen Check zu meiner Physiotherapeutin. Sie bestätigte mir nach ein paar Tests, dass mein Beckenboden super intakt sei. Das bedeutet, dass ich ihn weiterhin gezielt an- aber was noch wichtiger ist, weiterhin entspannen soll.

Während meiner Schwangerschaft und damit vor der Geburt habe ich immer wieder unsere Beckenboden Einheiten aus unserem Schwangerschaftsyoga Online Kurs praktiziert. Das fördert vor allem die Wahrnehmung und das Bewusstsein des Beckenbodens. Durch genau diese Einheiten hab ich gelernt und geübt, gezielt an- und zu entspannen. Das ist essentiell für einen geschmeidigen Beckenboden für die Geburt. (Die Hormone tun ihr übriges!) Mehr zu Beckenbodentraining in der Schwangerschaft liest du in diesem Beitrag.

Affirmationen für die Geburt

Ein weiterer Aspekt, der mir während der Geburt sehr geholfen hat, waren Affirmationssätze. Diese trugen mich durch die Zeit der Geburt. Eine meiner besten Freundinnen schrieb mir zwei wundervolle Sätze auf, die ich mir immer wieder vorsagte:

“Jede Welle bringt mich meinem Baby näher” 

“Du wirst sanft in unsere Hände geboren” 

 

Wie oben beschrieben, war das Veratmen der Wehen der Schwierigste und anfangs der unlogischste Part für mich während der Geburt. Unsere begleitende Hebamme gab mir den kraftvollsten Satz mit: “Lisa, du musst dich öffnen für Paul. Lass ihn raus!” Und dieser Satz geisterte nicht nur in meinem Kopf herum, sondern ich schrie ihn fortan bei jeder Wehe lauthals mit. So konnte ich mich voll und ganz dem Öffnen hingeben.

 

Kleine Sidenote an diesem Punkt: Wir verrieten unserer Hebamme gleich den Namen unseres Babys. Das war für mich super, denn so sprach ihn jeder sofort mit seinem Namen an und auch während der Geburt war der Name wie ein Anker für mich.

Tönen als Geburtsvorbereitung und während der Geburt

Im oberen Absatz habe ich es ja bereits angeschnitten: ja, ich war deutlich hörbar bei der Geburt! Am Anfang war es vor allem ein Summen, das ich von mir gab. Ein “MMMMMM” wie ich es aus unserer “Atemübung: Brahmari” aus dem Kurs kenne. Nach der Zeit wurde das Brummen/Summen lauter und kraftvoller. Da ich bereits während der Schwangerschaft, vor und nach meiner Yoga Einheiten, stets tönte, konnte ich mich voll darauf einlassen. Ich war ganz bei mir selbst. Das Tönen war für mich eine Art Übergang in einen meditativen Zustand, ganz tief in mir, während einer Wehe. Und mein Freund erkannte ganz genau, an welchen “Peak” der Wehe ich mich gerade befand, und wie er mir helfen konnte. 

Schwangerschaftsyoga aktive Yogaflow Einheiten Online Video

Selbstbewusstsein und positives Mindset als Vorbereitung auf die Geburt

Zuletzt möchte ich noch einen weiteren Punkt hervorheben, der mir sehr wichtig ist: Das eigene Bewusstsein über den Körper. Durch Yoga kenne ich mich und meinen Körper ganz genau. Ich weiß, wie ich mich bewegen kann, kann Veränderungen im Körper wahrnehmen und gezielt darauf reagieren. All das praktizieren wir im Yoga tagtäglich auf der Matte. Durch die gezielte Auseinandersetzung mit meinen Wünschen für die Geburt konnte ich sie auch dem Geburtsteam mitteilen.

Gleich bei der Aufnahme im Kreißsaal sprach ich bei der Hebamme und zuständigen Gynäkologin an, dass mir ein wertschätzender Umgang auf Augenhöhe ein wichtiges Anliegen ist. Außerdem teilte ich ihnen mit, dass ich über alle Maßnahmen, die gesetzt werden, Bescheid wissen wolle und über mein Mitentscheidungsrecht Bescheid wisse. Genau so wurde es auch umgesetzt.

Ich hab mich lange mit dem Punkt “Offenheit gegenüber dem Geburtsteam” und dem Erleben einer positiven Geburt auseinandergesetzt. Dazu kommt, dass ich in dem Krankenhaus unser Baby auf die Welt brachte, in dem ich arbeite. Als Krankenschwerster habe schon viel gesehen, da wir vom Neonatologischen Team immer bei Notfällen während oder kurz nach einer Geburt dazu gerufen werden. Deshalb musste ich mich ganz intensiv mit einem positiven Mindset auseinandersetzen.

Dabei geholfen haben mir vor allem positive Geburtsberichte, meist in Form von Podcast-Episoden. Außerdem setzte ich klare Grenzen, wenn jemand ganz unreflektiert von einer Geburt erzählte: Sobald ich merkte, dass das Gespräch über gebären in eine Richtung läuft, in denen Interventionen gesetzt werden mussten, die einer Frau nicht behagte, kommunizierte ich klar und deutlich, dass ich dies nicht hören möchte.

Zusammenfassend: Yoga als Geburtsvorbereitung aus meiner Erfahrung

Keinen der folgenden Punkte hatte ich im Vorhinein gezielt als Geburtsvorbereitung gesehen. Während meiner Schwangerschaft habe ich vor allem das getan, was mir Spaß macht und mir positive Gefühle verschafft. Vor allem die Zeit auf der Yogamatte genoss ich in vollen Zügen. Egal ob es lediglich 10 oder sogar 30 oder 40 Minuten Praxis waren. Erst jetzt im Nachhinein begreife ich nicht nur theoretisch, dass Yoga in der Schwangerschaft auf das “Grande Finale”, nämlich die Geburt, vorbereitet. Mein Erlebtes ist für mich der Beweis, dass unser Konzept des Schwangerschaftsyoga Online Kurses perfekt auf den Körper einer Schwangeren und für die Geburt abgestimmt ist. Damit meine ich auch die Geburt in all ihren Facetten. Ganz egal, ob eine vaginale Geburt möglich ist oder ein Kaiserschnitt durchgeführt wird. Wir wollen eine aktive, aber auch entspannte Zeit auf der Matte verbringen.

Man lernt seinen eigenen Körper kennen und ihn wahrzunehmen, auf ihn zu hören. Durch verschiedene Atemübungen bekommt man einen Einblick, welche Atmung während der Geburt hilfreich sein könnte.Durch die Wissensvermittlung gewinnt man an Selbstbewusstsein und dies führt zu Selbstbestimmtheit. Und genau so soll eine Geburt ablaufen: Gerne mit Unterstützung, wie in unserem Fall durch eine Hebamme und einer tollen Fachärztin, aber vor allem selbstbestimmt und in vollstem Vertrauen mit sich und seinem Körper. 

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