Das Wochenbett ist eine magische, einzigartige Zeit. Doch was genau ist das Wochenbett überhaupt, wie lange dauert es, was passiert im Wochenbett und was gibt es dabei zu beachten? Und die Frage aller Fragen: darf ich im Wochenbett bereits Yoga machen? Dies und noch viel mehr erörtern wir hier im Magazinbeitrag.
Was ist das Wochenbett?
Als Wochenbett bezeichnet man die erste Zeit nach der Geburt. Es ist eine Zeit des Ankommens, der Regeneration und des Kennenlernens. Eine sehr intensive, emotionale Periode, die vor allem dem festen Bindungsaufbau zwischen Mama und Kind, dem Einspielen als Familie und der Erholung des Körpers nach der Geburt dient.
Wie das Wort Wochenbett bereits verrät, befinden sich Mama und Baby viel im und um das Bett. Doch wie lange muss man im Wochenbett wirklich im Bett liegen? Das entscheidet letztendlich die Jung-Mama selbst, in Abstimmung mit ihrem Körper und mit der Hebamme. Idealerweise verbringst du das Wochenbett an einem Ort an dem du dich sicher, geborgen und wohl fühlst. Ein Rückzugsort um wieder in deine Energie zu kommen.
Wie lange dauert das Wochenbett?
Das Wochenbett beginnt mit der Geburt deines Kindes. Das Wochenbett ist unter anderem besonders wichtig für deine eigene Heilung nach der Geburt. Dabei ist es ganz egal, ob nach einem Kaiserschnitt oder einer vaginalen Geburt. Hebammen sowie Gynäkolog:innen in Österreich und Deutschland empfehlen für die Zeit des Wochenbetts die ersten 6-8 Wochen nach der Geburt. In vielen Kulturen sind die ersten 40 Tage nach der Geburt mit verschiedenen Ritualen belegt und rahmen diese Zeit damit ein. Du siehst: es gibt unterschiedliche Empfehlungen und Zeitfenster, die die Dauer des Wochenbetts beschreiben. Oft wird das Wochenbett auch in zwei Perioden eingeteilt: das frühe und das späte Wochenbett. In diesem Blogpost erfährst du mehr über diese zwei Zeitfenster.
Das frühe Wochenbett
Die ersten 10-14 Tage nach der Geburt werden als das frühe Wochenbett bezeichnet. Nach der Schwangerschaft und der Geburt braucht es Zeit, um sich, vor allem körperlich, zu erholen. In diesem Zeitraum finden die wichtigsten Rückbildungsprozesse statt. Bereits in diesen wenigen Tagen kann sich die Gebärmutter auf ihre ursprüngliche Größe zurückbilden. Der Beckenboden hat sich, ganz egal wie du geboren hast, während der Schwangerschaft verändert und unter starkem Druck gearbeitet. Er muss nun gut geschont werden.
Hebammen und Gynäkolog:innen empfehlen deshalb, im frühen Wochenbett ganz viel Zeit im Liegen zu verbringen. So heilen Geburtsverletzungen gut ab und gleichzeitig erholt sich der Beckenboden. Falls du dich dazu entschieden hast zu stillen, findet in dieser Zeit die initiale Brustdrüsenschwellung (umgangssprachlich: “der Milcheinschuss” genannt) statt.
Das späte Wochenbett
Das Spätwochenbett beginnt im Anschluss zum frühen Wochenbett, also circa 10-14 Tage nach der Geburt. Die Dauer variiert zwischen 8 bis 10 Wochen. In dieser Zeit sind die meisten Geburtsverletzungen oberflächlich verheilt, der Wochenfluss versiegt. Dein Baby ist nun schön langsam in dieser Welt angekommen. Ihr beginnt, euch als Familie einzuspielen. Spätestens jetzt solltest du mit leichten Rückbildungsübungen und der Wahrnehmung des Beckenbodens beginnen.
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Was passiert im Wochenbett?
Damit du den Prozess des Wochenbetts noch etwas besser verstehst, liest du nachstehend, was emotional und physisch im Wochenbett passiert.
Emotionen im Wochenbett
Emotional gesehen sind die ersten Wochen nach der Geburt geprägt von einer Gefühlsachterbahn: Liebe, Trauer, Verlust, unbändige Freude, Überforderung, Müdigkeit,… all diese Gefühle wechseln sich im Minutentakt ab. Durch die Geburt deines Kindes bist auch du “Neugeboren”: als Mutter.
Die Intensität und die Bedeutung der neuen Verantwortung zu erfassen braucht Zeit. Hormonell gesehen passiert gerade ebenfalls sehr viel in deinem Körper. Während Östrogen und Progesteron abnehmen und auch die Endorphine der Geburt abfallen, werden nun vermehrt die Hormone Oxytocin und Prolaktin gebildet. Ein Wechselbad der Gefühle, das sich aber bald wieder einpendeln wird. Meist vergehen diese Stimmungsschwankungen (die auch Babyblues oder Weintage genannt werden) nach ein paar Tagen wieder.
Gib dir selbst Raum und Zeit für all die Gefühle. Verurteile dich bei vermeintlich negativen Gedanken nicht. Diese ganze Palette an Emotionen und Gefühlen dürfen da sein. Im besten Fall weiß dein/e PartnerIn, Mama oder dich in dieser Zeit begleitende Freundin über diese vulnerable Zeit Bescheid und kann sich um dich sorgen und dich nähren. Du musst jetzt nur im Bett liegen, mit deinem Baby kuscheln, schlafen und dich erholen.
Der Körper nach der Geburt
Der Körper vollbringt während der Schwangerschaft und Geburt Höchstleistungen. Die Zeit der Rückbildung ist eine Zeit der Heilung. Sie beginnt, genauso wie das Wochenbett, mit der Geburt des Kindes.
Folgendes sollte in der Zeit der Rückbildung passieren:
- die Gebärmutter schrumpft wieder auf ihre ursprüngliche Größe
- die Organe rutschen wieder an ihren alten Platz
- Heilung von möglichen Geburtsverletzungen
- Narbenheilung nach einem Kaiserschnitt
- der Beckenboden muss sich erholen
- die Bauchmuskeln wandern wieder mehr zur Körpermitte und die Rektusdiastase stabilisiert sich
- der Körper erholt sich von der Geburt und baut anschließend wieder Stärke auf
Die körperliche Regeneration von der Geburt geschieht innerhalb der ersten 6 bis 8 Wochen. Die körperliche Regeneration nach der Schwangerschaft kann bis zu 9 Monaten oder auch länger dauern.
Es ist ein großer Irrglaube, dass eine Junge Mutter nach 6-8 Wochen nach einer Schwangerschaft wieder topfit, strahlend oder rank und schlank aussehen musst. Die Inszenierung auf Instagram von Mami’s, die bereits nach in der ersten Woche nach der Geburt wieder im Fitnessstudio stehen, kann viel Druck erzeugen. Dabei ist Instagram oft nicht real. Dehnungsstreifen, ein aufgeblähter Bauch, faltige Haut, Augenringe,… all dies und noch viel mehr ist ein ganz normaler Teil der Reise nach der Schwangerschaft. Das Projekt “Life after Birth” zeigt mit ehrlichen Bildern und Worten Frauen und ihren Körper nach der Schwangerschaft.
Wochenbett Verhaltensregeln
Oft stellen sich Frauen folgende Fragen: Was darf ich im Wochenbett tun? Was darf ich im Wochenbett nicht tun? Wichtig ist: Die erste Zeit mit Baby ist ganz und gar deine/eure Zeit als Familie. Du kannst dir diese so gestalten, wie du möchtest. Ein paar wichtige Do’s & Dont’s für die erste Zeit nach der Geburt sind folgende:
Do's für die erste Zeit nach der Geburt
Baue dir ein Wochenbett-Team auf
Vor allem in der ersten Zeit nach der Geburt deines Kindes ist es wunderschön, wenn du ein Support-Team um dich rum hast. So kannst du sicherstellen, dass du keine Aufgaben wie Kochen, Waschen, Putzen, Einkaufen gehen,… übernehmen musst. Entweder kann dein Partner/deine Partnerin all diese Aufgaben übernehmen, du teilst deine Familie und Freunde ein oder holst dir professionelle Hilfe – z.B. in Form eines Wochenbett Services. So kannst du die Zeit im Bett mit deinem Baby in vollen Zügen genießen und dich ausreichend erholen.
Sprich mit Expert:innen
Wenn du Schmerzen im Bereich des Beckens oder deiner Kaiserschnittnarbe hast, der Wochenfluss unangenehm riecht oder etwas in deinem Körper sich nicht richtig anfühlt, bitten wir dich mit deiner Gynäkolog:in oder Hebamme Kontakt aufzunehmen. Es ist wichtig, dass du gut auf dich achtest. Falls du Stillen möchtest, dabei Schmerzen hast oder es einfach nicht so richtig klappen möchte, hol dir eine erfahrene Stillberaterin an deine Seite.
Ehre deinen Körper
Die Zeit der Rückbildung deines Körpers ist eine Zeit wie keine andere. Dein Körper braucht diese Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Außerdem lernst du deinen Körper (ein weiteres Mal) ganz neu kennen. Sei gut mit dir. Vielleicht hast du bereits in der Schwangerschaft gelernt, deinem Körper zu vertrauen. Er hat dein Baby genährt und geboren – ganz egal ob vaginal oder per Kaiserschnitt. Du hast bereits gezeigt, dass du unendlich kraftvoll bist und ein Baby austragen kannst.
Beginne mit der Rückbildung
Das solltest du nach der Geburt lieber nicht tun
Mentaler Stress & Druck
Hier nochmal: Du musst nicht sofort wieder in Topform sein, Gewichte stemmen oder einen Marathon laufen nach der Geburt. Lass den Druck los, jeden Tag sportlich sein zu müssen. Dadurch stresst du dich mental und körperlich. Diese Stresshormone wirken sich negativ auf deine Stimmung aus. Tu lieber das, was dich glücklich macht, denn eine glückliche Mama bedeutet gleichzeitig ein glückliches Baby.
Hör nicht zu viel auf andere
Vielleicht hast du bereits in der Schwangerschaft allerlei gut gemeinte Ratschläge bekommen, die dich eher verunsicherten, anstatt zu unterstützen. Das ist in der Zeit nach der Geburt ähnlich. Versuche, ganz bei dir zu bleiben. Du willst nur mit deinem Baby kuscheln? Dann mach das! Du möchtest bereits in den ersten Tagen spazieren gehen oder Kräftigungsübungen machen? Dann tu, wozu du bereits fähig bist. Hör nur auf dich und deine innere Stimme. Du weißt genau, was für dich und dein Baby gut ist. Solltest du Unterstützung brauchen, frag gezielt nach Hilfe.
Sprünge, Planks
Wenn du mit der Rückbildung mit Yoga anfangen möchtest, kannst du das ab dem ersten Tag nach der Geburt tun. Wir empfehlen, mit der Bauchlage zu starten und deinen Beckenboden erst mal wieder wahrzunehmen und anzusteuern. Sprünge, Planks und eine (Über)-Beanspruchung der geraden Bauchmuskulatur hat in der ersten Zeit des Wochenbetts noch nichts auf der Matte zu suchen. Die Zeit der Rückbildung ist eine Zeit der Heilung. In unserem Blogpost über Bewegung im Wochenbett erfährst du alles, welcher Sport erlaubt und empfehlenswert ist.
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Das wichtigste am Schluss
Die Wunde, die die Plazenta (=Mutterkuchen) in deinem Körper hinterlässt, ist circa handtellergroß. Würden wir eine so große Wunde sichtbar an unserem Körper tragen, würden wir wohl kaum darüber nachdenken, so schnell wie möglich wieder auf der Yogamatte, im Fitnessstudio oder im Einkaufszentrum zu stehen, um den Großeinkauf zu erledigen. Wir würden uns im Bett vergraben und uns erholen.
Wir wissen sehr wohl, dass nicht alle Familien und/oder Frauen ausreichend Unterstützung rund um sich herum haben, um sich nach einer Geburt zu erholen. Wenn es dir jedoch möglich ist und du dir ein Unterstützungssystem aufbauen kannst, dann mach das unbedingt! Deine Heilung, der Bindungsaufbau zu deinem Baby sowie das Kennenlernen als Familie sollen im Zentrum des Wochenbetts stehen. Alles andere kann und darf warten.