Auf körperlicher Ebene musst du dich auf das Stillen nicht aktiv vorbereiten – dein Körper übernimmt das ganz automatisch während der Schwangerschaft. Vielleicht hast du schon bemerkt, dass deine Brüste größer geworden sind oder sich deine Brustwarzen verändert haben? Sie sind dunkler, empfindlicher – all das sind Zeichen dafür, dass dein Körper sich auf das Stillen einstellt. Faszinierend, oder?
Doch Stillen ist nicht nur ein körperlicher, sondern auch ein praktischer Lernprozess – ähnlich wie eine neue Sportart. Es braucht Wissen, Geduld, Übung und vor allem: eine gute Vorbereitung.
Viele werdende Mamas glauben: „Stillen lernen? Das geht doch von selbst!“ Und ja – Stillen ist ein natürlicher Vorgang, tief im Körper verankert. Aber in der Realität ist es oft herausfordernder als gedacht: fehlende Unterstützung durch medizinisches Personal (aufgrund mangelnder Ressourcen oder fehlender Fachinformation) kaum Stillvorbilder, wunde Brustwarzen, Tränen – und die leise Frage: „Warum hat mir niemand gesagt, dass Stillen auch so schwer sein kann?“
Die gute Nachricht ist: Du kannst dich darauf vorbereiten – mental, emotional und fachlich.
Und genau darum geht es in diesem Blogartikel.
Ist Stillen nicht ganz natürlich?
Stillen gehört biologisch zum natürlichen Start ins Leben – aber das bedeutet nicht, dass es automatisch einfach ist. Viele Mütter erleben gerade in den ersten Wochen nach der Geburt Schwierigkeiten beim Stillstart. Studien wie die österreichische Sukie-Studie zeigen: Über die Hälfte aller Mütter berichten von Stillproblemen – oft aufgrund von Unsicherheit beim Anlegen, fehlender Unterstützung oder schlicht fehlendem Wissen.
Viele Mamas sagen im Rückblick:
„Ich dachte, das kann ich einfach – aber ich hätte mir gewünscht, vorher mehr darüber zu wissen.”
Stillen ist ein Lernprozess, sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Gerade bei Erstgebärenden treffen zwei Anfänger:innen aufeinander: einmal du und einmal dein Baby. Ihr beide habt das noch nie zuvor gemacht. Stell dir mal eine Sportart vor, die weder du noch dein:e Partner:in erlernt habt. Zum Beispiel tanzen. Wie sieht dieser erste Tanz gemeinsam aus? Wahrscheinlich weder schwungvoll, noch im Takt oder Fehlerfrei. Genauso ist es auch beim Stillen lernen – die ersten Wochen kann jede Stillmahlzeit holprig, mit etwas Stress und Schweiß verbunden sein. Und dann übt ihr und übt und übt. Und plötzlich klappt es ganz reibungslos und fühlt sich wundervoll an und genau so wie du es dir ausgemalt hast. Vor allem beim Stillen kann man ganz toll üben. Denn in den ersten Tagen und Wochen solltet ihr 8-12x in 24 Stunden stillen. Ihr habt also ca alle 2 Stunden die Möglichkeit zu “trainieren”.
5 gute Gründe, schon in der Schwangerschaft mit der Stillvorbereitung zu starten
1. Du entwickelst Wissen & Sicherheit
Je mehr du über den Stillstart weißt, desto weniger wirst du dich in den ersten Tagen nach der Geburt überfordert fühlen. Du erkennst frühe Stillzeichen, weißt, wie du dein Baby richtig anlegst, und bekommst ein Gefühl für deine Brust und deinen Körper.
2. Du weißt, was auf dich zukommt
Wenn du weißt, was dich erwartet, kannst du vielen Herausforderungen mit mehr Ruhe und Selbstvertrauen begegnen. Eine Phase, die viele frischgebackene Mamas als besonders anstrengend empfinden, ist das sogenannte Clusterstillen: Dein Baby möchte über mehrere Stunden – oft in den frühen Abendstunden – sehr häufig gestillt werden. Diese intensiven Tage treten häufig rund um die 4. bis 6. Lebenswoche auf und können sowohl körperlich als auch emotional herausfordernd sein.
Aber: Du bist damit nicht allein – und es gibt Wege, diese Zeit gut zu meistern.
👉 In diesem Blogbeitrag findest du mehr Infos und Tipps zum Thema Clusterfeeding.
3. Du beugst typischen Probleme vor
Ob wunde Brustwarzen, Milchstau, Schmerzen oder falsches Anlegen: Viele Probleme entstehen, weil Wissen fehlt. Mit der richtigen Vorbereitung kannst du vielen davon vorbeugen. Im besten Fall hast du auch eine zertifizierte Stillberaterin (IBCLC) an der Hand, die dich zu jeder Zeit untersützen kann.
4. Du lernst deinen Körper neu kennen
Stillen verändert deinen Körper. Du lernst, wie sich deine Brüste vorbereiten, welche Veränderungen normal sind und worauf du achten solltest.
5. Du stärkst dein Vertrauen in dich selbst
Stillen ist auch Kopfsache. Wer vorbereitet ist, hat mehr Selbstvertrauen – und das hilft dir, auch schwierige Momente durchzustehen.
Wie eine gute Stillvorbereitung aussieht
Stillvorbereitung bedeutet mehr als nur ein paar Tipps von der Hebamme bei einem Gespräch über die Geburt. Eine gute Vorbereitung umfasst:
Anlegepositionen und Stilltechniken
Frühe Stillzeichen des Babys erkennen
Was tun bei Schmerzen oder Problemen
Wie oft & wie lange stillen?
Welche Rolle spielt der Partner/die Partnerin?
Wer kann mich wirklich unterstützen?
Außerdem wichtig: Dein persönlicher Zugang. Du musst nicht perfekt sein – aber informiert, ruhig und selbstsicher.
Fazit: Stillen darf leicht sein ...
… und eine gute Vorbereitung kann dir, helfen selbstbewusst und entspannt zu starten. Dafür gibt es Stillvorbereitungskurse: damit du selbstsicher in deine Stillbeziehung starten kannst und dir vorab die Unterstützung sicherst, die du brauchst.
Liz ist zertifizierte Still- und Laktationsberaterin (IBCLC) sowie diplomierte Kinderkrankenpflegerin mit Spezialisierung auf der Früh- und Neugeborenenintensivstation in Salzburg.
In den Stillvorbereitungskurs fließen nicht nur ihre langjährige berufliche Erfahrung ein, sondern auch ihre persönlichen Erfahrungen aus der Stillzeit mit ihrem 2022 geborenen Sohn.